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Wie man in Österreich erfolgreich protestiert

Später stand ihre Forderung sogar in der Verfassung, aber als junge DemonstrantInnen sie das erste Mal laut stellten, erschienen sie den Behörden deshalb als äußerst verdächtig. Das Anliegen der jungen Menschen war, andere von den Gefahren der Atomkraft zu überzeugen, die Mitte der 1970er-Jahre siebzehn Frauen und Männer aus Tirol dazu brachte, zu Fuß nach Ostösterreich zu gehen. Die Anti-Atomkraft-Einstellung der Gruppe brachte sie in die Nähe von anrüchigen StaatsfeindInnen. Schließlich war keine Nebensache, dass diese TirolerInnen verhindern wollten, dass Nuklearenergie vom niederösterreichischen Zwentendorf aus Österreich versorgen sollte. Genau das hatte die Regierung nämlich zu einem unverrückbaren Ziel erklärt. Zu dieser Zeit war Österreich mitten in einer Aufstiegsphase. Der Lebensstandard war fortlaufend besser geworden und sollte durch billigen Strom abgesichert werden. Der Bau von drei Atomkraftwerken bis 1990 sollte das leisten und außerdem den Beweis liefern, dass sich Österreich selbst erhalten konnte und nach jahrzehntelangem Hinterherhinken zu den „modernen“ Staaten des Westens aufgeschlossen hatte.

 

Wie die siebzehn TirolerInnen eingeschätzt wurden, die als erste weithin hörbar gegen die Atomkraft protestierten, zeigt sich an der Reaktion der Behörden: Die zuständigen BeamtInnen in Oberösterreich beispielsweise sammelten akribisch die Plakate der Informationsveranstaltungen an den einzelnen Stationen der Tiroler Wanderung. In der Politik der Zeit war Widerspruch von Seiten der Bevölkerung nicht vorgesehen und besonders Proteste von „unten“ sehr selten. Deshalb wurden die Aktivitäten der ersten AtomkraftgegnerInnen wie gefährliches Verhalten gewertet und Beweise rund um sie gesammelt. Heute sind das die einzig erhaltenen Dokumente aus dieser Anfangsphase der Zwentendorf-Proteste und in der Hauptausstellung des Hauses der Geschichte Österreich zu bestaunen. Diese Plakate erzählen viel darüber, wie klein, improvisiert und einfach diese Proteste waren: Oft wurden Plakate sogar mehrfach verwendet und händisch beschrieben.

 

Die Debatte über das Atomkraftwerk Zwentendorf steht für einen besonders österreichischen Moment. Anfangs nahm niemand die Kritik ernst, am Ende vertrat sie aber sogar die Mehrheit der Bevölkerung. Der SPÖ-Kanzler kündigte an, zurückzutreten, wenn sich die GegnerInnen der Atomkraft durchsetzen, tat dies dann aber doch nicht. Die ÖVP hatte die Pläne für das Atomkraftwerk eigentlich entwickelt, stellte sich dann aber vehement dagegen. Berühmt wurde, dass das Kraftwerk Zwentendorf praktisch betriebsfertig war, als die Debatte sein Schicksal besiegelte. Der Protest brachte die unterschiedlichen Regionen Österreichs zusammen und wurde am Land und in den Städten geteilt (vor allem von jungen Menschen). Er spaltete die Wissenschaft, die Institutionen und zahlreiche Familien. Nur acht Jahre später veränderte die Katastrophe von Tschernobyl die öffentliche Wahrnehmung von Atomkraftwerken völlig.  Aus dem Konflikt wurde ein Konsensthema und schließlich ein Merkmal, das Österreich sich selbstbewusst auf die Fahnen heftet. 1999 wurde sogar in der Verfassung festgeschrieben, dass hier keine Atomkraftwerke in Betrieb genommen werden.

 

Die siebzehn TirolerInnen, die zu Fuß Geschichte geschrieben haben, sind übrigens nur von Fotos bekannt, aber ihre Namen und ihre Geschichte sind noch im Dunkeln. Wenn Sie etwas über diesen Anfang einer österreichischer Revolution wissen, schreiben Sie uns doch bitte ein E-Mail. Wir freuen uns sehr über jeden Hinweis.