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Archiv der Bundespolizeidirektion

1933: „Deutscher Klub“ bleibt bestehen, trotz Verbots der NSDAP

NS-Aktivitäten gegen die Dollfuß-Schuschnigg-Diktatur

Anfang der 1930er-Jahre erzielte die NSDAP in Deutschland und Österreich viele Wahlerfolge, die Bewegung radikalisierte sich. In dieser Atmosphäre nutzte der spätere NS-Bundeskanzler Seyß-Inquart, damals national-katholischer Rechtsanwalt mit politischen Ambitionen, den „Deutschen Klub“ als Plattform, um eine Vereinigung der politischen Rechten zu forcieren, und er plädierte im Klub für eine Kooperation von Heimwehr und NSDAP. Dieser Verein war 1908 gegründet worden und sollte einen Ausgleich zwischen den deutschnationalen Burschenschaften herstellen.

 

Solche Bemühungen erhielten nach dem März 1933 und der Ausschaltung des Parlaments durch Engelbert Dollfuß, einen ehemaligen „Bruder“ Seyß-Inquarts im antisemitischen Geheimbund „Deutsche Gemeinschaft“, einen Dämpfer: Die immer mächtigere NSDAP wurde im Juni 1933 verboten, der „Deutsche Klub“ aber nicht, obwohl regimetreue Zeitungen darin eine „Nazi-Zelle“ oder gar eine „getarnte Nazizentrale“ vermuteten. Überprüfungen durch die Polizei blieben allerdings ergebnislos.

Polizeiberichte vom 19. Mai und vom 24. Juli 1934. Einen Tag später, am 25. Juli, fand der nationalsozialistische Putschversuch statt, bei dem Bundeskanzler Dollfuß ermordet wurde
Archiv der Bundespolizeidirektion

Der letzte Polizeibericht, der keinerlei Verbindung zu den Nationalsozialisten feststellte, datierte vom 24. Juli 1934. Einen Tag später fiel Engelbert Dollfuß im Bundeskanzleramt einem NS-Putschversuch zum Opfer, einen Steinwurf von den Räumlichkeiten des „Deutschen Klubs“ entfernt. Nachdem sich herausgestellt hatte, dass Klubmitglieder wie Otto Wächter, einer der Klubvorstände, sehr wohl am Umsturzversuch beteiligt gewesen waren, wurde der Verein am 31. August 1934 kurzfristig geschlossen. Neben den Putschverwicklungen legte man dem „Deutschen Klub“ nun doch zur Last, „eine Pflegestätte nationalsozialistischer Opposition“ zu sein.

 

Trotz dieser begründeten Verdachtsmomente gelang es dem damaligen Obmann Carl Bardolff, einem geadelten Berufsoffizier der Habsburgermonarchie und NS-Sympathisanten, mithilfe von Klubfürsprechern in höchsten Kreisen der Politik und der Exekutive, dass der „Deutsche Klub“ nach zehn Wochen wieder geöffnet werden durfte.

 

Offiziell waren daran zwar strenge Bedingungen geknüpft, und nationalsozialistische Betätigung wurde strikt untersagt. Diese Auflagen änderten aber nichts daran, dass der Verein einer der wichtigsten informellen Treffpunkte der NS-Netzwerke in Wien blieb, etwa der nationalsozialistischen Ärzte und Juristen. Das bestätigt indirekt auch ein vertraulicher Bericht der Polizei vom Juni 1935: „Die Stimmung im ,Deutschen Klub‘ ist ziemlich braun (...). Den österreichischen Patrioten tut es bitter weh, so viel Intelligenz in diesem Fahrwasser zu sehen.“

„Streng geheimer“ Polizeibericht über den „Deutschen Klub“ vom 18. Juni 1935
Archiv der Bundespolizeidirektion

Solche Einschätzungen decken sich auch mit den Thesen des US-Historikers Janek Wasserman, der in seinem Buch „Black Vienna“ 2014 zum einen dokumentierte, dass die Mehrheit der Wiener Intellektuellen der Zwischenkriegszeit rechtskonservativ und antisemitisch war, und zum anderen, dass selbst noch im Dollfuß-Schuschnigg-Regime die Grenzen zwischen Schwarz und Braun dank der „Betont Nationalen“ verschwammen.

 

Dass die frühen Wiener NS-Sympathisanten überproportional stark aus dem BürgerInnentum kamen, zeigte sich nicht nur am „Deutschen Klub“, sondern auch an den letzten abgehaltenen Wahlen 1932 oder an mehr als 1300 illegalen NSDAP-Mitgliedern während des Austrofaschismus, die der Historiker Kurt Bauer ausfindig gemacht hat: Die frühen NS-Anhänger in Wien waren relativ am stärksten in den bürgerlichen Bezirken vertreten und nicht etwa in den ArbeiterInnengegenden.

 

Dass Mitglieder des „Deutschen Klubs“ aktiv am „Anschluss“ arbeiteten, hatte – neben ideologischen – auch handfeste Gründe. Schließlich wurde im Deutschen Reich unter Hitler ab 1933 vollstreckt, was man im „Deutschen Klub“ bereits seit vielen Jahren gefordert hatte: die Diskriminierung der jüdischen Bevölkerung. „Kauft nur bei arischen Geschäftsleuten!“ war eine Aufforderung, die ab Mitte der 1920er Jahre in den Mitteilungen des „Deutschen Klubs“ immer wieder groß abgedruckt wurde.

 

Nach dem „Anschluss“ übernahmen viele Männer aus dem „Deutschen Klub“ Führungspositionen in der NS-Herrschaft. Nach 1945 wurde der Klub neu gegründet.

 

Weiterführende Links zum „Deutschen Klub“:

 

Auswertungen illegaler Nationalsozialisten durch den Historiker Kurt Bauer

 

Mehr zur Geschichte des politisch einflussreichsten Vereins im Österreich der 1930er Jahre im Buch „Der ‚Deutsche Klub‘. Austro-Nazis in der Hofburg“.

 

Eine Leseprobe des Buches finden sie hier:

Dieser Text erschien in einer älteren und längeren Fassung in der Zeitschrift zeitgeschichte, 44/2 (2017), 78–97

 

Weiterführende Ressourcen finden sie HIER.

Jahr
1933
Autor*innen