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Mehr als der „Krieg vor der Haustüre“: 30 Jahre nach dem Ausbruch der Jugoslawienkriege

Vor 30 Jahren, am 25. Juni 1991, erklärten Slowenien und Kroatien ihre Unabhängigkeit von Jugoslawien. Noch am gleichen Tag brachen Gefechte zwischen der jugoslawischen Volksarmee und den Einheiten der jungen Staaten aus. Das österreichische Bundesheer riegelte die Grenze zu Slowenien ab. Der ORF und zahlreiche internationale Fernsehanstalten berichteten 1991 von einem „Krieg an Österreichs Grenzen“. Anfangs vermittelten Medien und Politik vor allem ein Gefühl der Bedrohung. Pate bei diesen Bildern standen einerseits die Feindbilder aus dem „Kalten Krieg“ und andererseits die aus älteren Konflikte an Österreichs Südgrenzen (der Grenzkonflikt in Kärnten und der Steiermark 1918/1919  und der Streit darum, wie sichtbar die slowenischsprachigen KärntnerInnen  und SteirerInnen in der Öffentlichkeit sein dürften).

Spenden als Zeichen nationalen Selbstbewusstseins

Schon nach wenigen Monaten änderte sich entscheidend, wie Österreich mit dem Krieg in den Nachbarstaaten umging: Die Berichterstattung von den Kampfhandlungen stellte nun die Menschen in den Mittelpunkt, die ihr Hab und Gut verloren hatten, fliehen mussten oder vertrieben wurden. In Österreich ergriff der damalige ORF-Generalsekretär Kurt Bergmann die Initiative für eine groß angelegte Hilfsaktion. Unter dem Titel „Nachbar in Not“ organisierten ORF, Caritas und Rotes Kreuz Unterstützung für Menschen, die vom Krieg in Jugoslawien betroffen waren, mit Sachspenden und Infrastruktur vor Ort. Die unmittelbare Nähe Österreichs zu den Jugoslawienkriegen der 1990er Jahre brachte einen persönlichen Bezug. Viele ÖsterreicherInnen gaben nicht nur Geld, sondern engagierten sich auch persönlich in der Flüchtlingshilfe. Das sich daraus entwickelnde Selbstverständnis von Österreich als „Spendennation“ gab dem Stolz auf die neue Wirtschaftskraft nach dem zweiten Weltkrieg, eine soziale Wendung. Schon seit den 1960er-Jahren waren in Österreich immer mehr Hilfsprojekte entstanden. Sie waren auch Ausdruck dessen, dass ein Großteil der Bevölkerung die lange währende Not hinter sich gelassen hatte und nun über ausreichend finanziellen Mittel verfügte, um diese sogar zu spenden. Keine dieser Aktionen aber war so erfolgreich wie die Kampagne „Nachbar in Not“. Sie vermittelte das Gefühl, in dieser Situation nicht ohnmächtig zu sein, indem sie Interessierten eine aktive Rolle gab. Gleichzeitig überschattete der Fokus auf die Spendentätigkeit in Österreich teils das Geschehen vor Ort. Dreißig Jahre nach Ausbruch der Jugoslawienkriege zeigt ein Blick in die Vergangenheit eben auch, dass die internationalen Medien in einer Hinsicht versagt haben: Zwar wurde die Öffentlichkeit immer wieder mit Kriegsverbrechen und systematischen Verletzungen der Menschenrechte konfrontiert – erreicht wurde damit aber nicht, dass diese abgemildert oder verhindert hätten werden können.

Ein Wendepunkt in der Werbung von Hilfsorganisationen

Die Kampagne für die Aktion „Nachbar in Not“, die 1992 als Reaktion auf den Jugoslawienkrieg entstand, veränderte auch, wie Hilfsaktionen auf sich aufmerksam machten: Sie setzte auf reines Textplakat. Damit reagierte sie auch auf das Spannungsfeld,  das für Hilfsorganisationen damals wie heute typisch ist: Sie sind einerseits auf Spenden angewiesen, haben andererseits aber auch eine besonders hohe Verantwortung, wie sie Menschen darstellen. Das große Hilfsprojekt im Umfeld der Jugoslawienkriege wurde als Plakat und Aufkleber nur durch Text beworben – wohl auch, weil die Bilder im Fernsehen und in Zeitungen allgegenwärtig waren – und veränderte damit die Bild-und-Textsprache von Kampagnen von Hilfsorganisationen nachhaltig. Seriöse Organisationen sind beispielsweise davon abgegangen, Hilfsprojekte in Afrika mit Fotos hungernder Kinder zu bewerben. Die Würde der Dargestellten wird somit gewahrt und die BewohnerInnen von gesamten Kontinenten, wie im Beispiel Afrikas, nicht mehr als krank, ohnmächtig und kindlich dargestellt. Die „Nachbar in Not“ Kampagne war ein wichtiger Schritt auf diesem Weg, dadurch, dass sie die Mittel in Sprache und Bild extrem reduzierte und so die Aufmerksamkeit auf die zentralen Inhalte lenkte.

Das Haus der Geschichte Österreich gibt dem Ausbruch des Jugoslawienkriegs und seiner Wahrnehmung in Österreich Raum in seiner Hauptausstellung und zeigt dort auch anhand anderer Beispiele, wie sehr sich die Werbung von Hilfsorganisationen verändert hat.

Das erste Sujet der Hilfsaktion in der Hauptausstellung des Hauses der Geschichte Österreich
Foto: Klaus Pichler/hdgö
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Fernsehbeitrag im ORF-Society Magazin „Seitenblicke” zu einem Festakt anlässlich des runden Jubiläums von „Nachbar in Not” 2017, Österreichischer Rundfunk ORF/youtube

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