1939–1945: Shoah
Systematischer Massenmord an allen Menschen, die als jüdisch betrachtet werden
Als Shoa(h) oder auch Holocaust wird der von Deutschen und Österreicher*innen initiierte und organisierte und mit ihren Verbündeten und Kollaborateur*innen europaweit umgesetzte systematische Völkermord an den jüdischen Gemeinschaften im Machtbereich NS-Deutschlands während des Zweiten Weltkriegs bezeichnet. Sie war die letzte Stufe einer immer weiter zugespitzten Politik antisemitischer Verfolgung. Ihm fielen insgesamt etwa 6 Millionen Menschen zum Opfer. Die nationalsozialistischen Täter*innen selbst sprachen von der „Endlösung der Judenfrage“ und verwendeten Tarnbegriffe wie „Sonderbehandlung“, „Umsiedlung“, „Deportation“ oder „Evakuierung“.
Bereits nach dem Überfall NS-Deutschlands auf Polen wurde die jüdische Bevölkerung in Ghettos gezwungen. Angehörige der Wehrmacht, der SS und anderer NS-Einheiten verübten Massenerschießungen, die nach dem Angriff auf die Sowjetunion systematisch fortgesetzt und ausgedehnt wurden. Schließlich wurden auch west- und südeuropäische Jüdinnen und Juden nach Osteuropa deportiert und die Tötungen im geradezu industriellen Maßstab mit Gas in eigens errichteten Vernichtungslagern durchgeführt. Bei Kriegsende wurden Überlebende von aufgelösten Konzentrations-, Vernichtungs- und Arbeitslagern auf so genannte Todesmärsche geschickt.
Parallel dazu fielen sowjetische Kriegsgefangene, slawische Zivilist*innen, Rom*nija und Sinti*zze („Zigeuner“), Menschen mit Behinderungen und Homosexuelle der biologistisch-rassistischen Ideologie der Nationalsozialist*innen zum Opfer. Systematisch verfolgt wurden auch politische Gegner*innen und Zeug*innen Jehovas.
Zur Vorgeschichte der Shoah zählen die lange Geschichte der Judenfeindschaft, die Geschichte des rassistischen Antisemitismus seit dem Ende des 19. Jahrhundert sowie die kurze Geschichte der antisemitischen Diskriminierungs-, Beraubungs- und Vertreibungsmaßnahmen des NS-Regimes seit 1933, die 1938 im Zuge des „Anschlusses“ auch auf Österreich übertragen wurden.
Von den etwa 200.000 Österreicher*innen, die ab 1938 als jüdisch verfolgt wurden, wurden rund 65.000 getötet, die Überlebenden waren nach dem „Anschluss“ bzw. nach Kriegsbeginn geflohen.